Vor über zwei Jahren haben wir den Wald besetzt.
Wir positionieren uns öffentlich zu einigen Themen:
Wir sind uns des realpolitischen Spannungsfeldes zwischen der Schaffung von sozialem Wohnraum und dem Erhalt dieses Waldes bewusst, sehen aber die soziale und ökologische Krise als untrennbar miteinander verwoben. Aus diesem Grund dürfen ökologische Nachhaltigkeitsaspekte und soziale Fragen nicht in Kompromissen gegeneinander ausgespielt werden. Wenn wir bei der Priorisierung unserer lokalen sozialen Probleme weiterhin in Kauf nehmen die Integrität wertvoller intakter Ökosysteme zu zerstören, lösen wir die sozialen Probleme nicht, sondern verlagern sie auf spätere Generationen und über Ländergrenzen hinweg.
Wir positionieren uns nicht gegen den Bau des neuen Stadtteils, erkennen den Bürger*innenentscheid an und befürworten die Schaffung sozialen Wohnraums, sehen dies aber nicht in einem Widerspruch zum Erhalt dieser 4,5 Hektar Wald. Unserer Vorstellung nach könnten die auf der Fläche des Waldstücks geplanten Wohneinheiten durch höheren Geschosswohnungsbau in dem neuen Stadtteil oder durch Nachverdichtung in schon bestehenden Stadtteilen geschaffen werden und die Sportplätze auf Flächen verlegt werden, die nicht bewaldet sind. Auch für die Straßenbahnführung gibt es alternative Konzepte.
Ein ökologisch wertvoller Waldbestand kann nicht durch neu gepflanzte Bäume „ausgeglichen“ werden. Nicht die Anzahl der Bäume ist entscheidend, sondern die Verbundenheit von Ökosystemen, die Altersstruktur der Bäume und die vorhandene Artenvielfalt. Bei dem immensen Kosten- und Planungsaufwand, der betrieben wird, um Dietenbach gegen Hochwasser zu sichern, sollte es bei entsprechender Prioritätensetzung auch möglich sein, so zu planen, dass der Wald erhalten bleibt, der eine wichtige Funktion für Klimaschutz (Mitigation) und Klimaanpassung (Adaption) einnimmt . Die fortschreitende Klimakrise erfordert ein grundlegendes Umdenken unseres Umgangs mit Ressourcen und Ökosystemen.
Wir sehen die Schaffung von Sozialwohnraum mit einer Bindung von wenigen Jahrzehnten nicht als Lösung für das Problem, sondern nur als Aufschub, der das Problem an Folgegenerationen vererbt. Daher fordern wir eine immerwährende Sozialbindung. Wir unterstützen auch die anderen Forderungen des Recht auf Stadt Netzwerks Freiburg (https://www.rechtaufstadt-freiburg.de/blog/2019/02/04/jein-zu-dietenbach/ und https://www.rechtaufstadt-freiburg.de/blog/2019/03/04/dietenbach-dauerhaft-bezahlbaren-wohnraum-erkaempfen/).
Die Rodung der ökologisch wertvollen Waldflächen steht in starkem Widerspruch zum Klima- und Artenschutzmanifest des Freiburger Gemeinderates, das mit großer Mehrheit im Jahr 2019 beschlossen wurde. Unter dem letzten Punkt des Manifestes heißt es z.B. „Der Gemeinderat der Stadt Freiburg…appelliert an die Bürgerschaft Freiburgs, ihr Engagement im Klimaschutz und zum Erhalt der biologischen Vielfalt fortzusetzen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten auszuweiten.“ Mit unserer Aktion wollen wir genau dieser Aufforderung nachkommen und einen aktiven Beitrag für den Erhalt dieses naturnahen Ökosystems mit bis zu 200 Jahre alten Bäumen leisten.
Wir laden alle Menschen ein, mit uns das Gespräch zu suchen und freuen uns über ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven. Wir distanzieren uns jedoch klar von rassistischen, sexistischen, ableistischen, homo- und transfeindlichen, klassistischen und anderen diskriminierenden sowie verschwörungserzählerischen Ideologien und gehen keine Bündnisse mit Gruppen oder Personen ein, die solche Ideologien verbreiten oder ihnen eine Plattform bieten.