ContentNote: konkret beschriebene Verbrechen
In einer Welt leben in der Verbrechen Praxis ist
Vor kurzem habe ich ein Buch gelesen, es ging ums “Kohärenzgefühl” und dass desto öfter und länger wir “inkohärentes” erleben und Raum für halten müssen, desto eher werden wir “krank” und eines Tages auch “dement”. “Ambivalente irritierende” Situationen auf lange Sicht behindern laut des Buches die “Entwicklung” des “eigenen Potenzials”, weil wir gefangen bleiben in “blockierenden Annahmen”. Menschen, die Neues entdecken, immer wieder übersich hinaus wachsen und sich als “selbstwirksam” wahrnehmen, entwickeln demnach ein sich “einstellendes Glücksempfinden”, dass immer wieder nach “Erfolgen von langer Mühe” zu Tage tritt.
Ich frage mich dabei wie dies mit der Lebensrealität von Menschen vereinbar ist, die in ihrer Wut und ihrem Willen, Verbrechen nicht mehr tollerieren wollen.
Grade widerständige Menschen haben enorm viele “inkohärente Erfahrungen” gesammelt, die an Ressourcen und der eigenen Wiederstandsfähigkeit zehren und es selten “große Erfolge” gibt.
!Ich will diese Worte für die Verbrechen, die ich jetzt aufzähle nicht schreiben, weil sie in ihrer Auflistung der Qual nicht gerecht werden, wo sie doch so real und lebensverändernd und lebensbeendend sind. Doch trotz der eindimensionalität von Worten muss es ein Versuch sein, zu benennen was in dieser Welt passiert. Die Verbrechen sind in ihrerer Individualität nicht austauschbar, sie sind in jeder einzelnen Tat eine Gewalthandlung zu viel.!
Alle Menschen finden sich in einer Welt wieder in der Menschen umgebracht und gefoltert werden, weil sie zur einer bestimmten Zeit an einem Ort, in einer Kultur, mit einer bestimmten politischen Einstellung sozialisiert wurden und einfach nur existieren, und sie damit auf der “falschen Seite” stehen,
in der der Staat existiert, seine Staatsgrenzen schützt und Land ansichreißt, und Menschen die auf diesem Land Jahrhunderte lang friedlich lebten, plötzlich Gewalt und Unterdrückung erleben, weil sonst “Chaos und Unordnung” herrschen würde,
Menschen auf der Flucht vor hohen Mauern stehen, Pushbags erleben und wenn sie es dann doch geschafft haben, abgeschoben werden und sie in den Suizid treiben, weil sie keinen “ordentlichen Grund” hatten, um zu flüchten
und an Menschen Genitalverstümmelung der Klitoris und der Vulvalippen praktiziert wird, bei der oft die übriggebliebene Haut zugenäht und verschlossen wird und nur eine kleine Öffnung zum Pinkeln gelassen wird, und Menschen ihr lebenlang verstümmelt und unter großen Schmerzen beim Pinkeln, Periode, Kindergeburt ihr Leben leben müssen, weil es so für einige “Tradition” ist.
Manche, die ein alltägliches Leben führen, und davon nicht betroffen sind könnten meinen, dass sind ja TotschlagArgumente, mit dieser Sichtweise kann mensch ja direkt morgends das Aufstehen lassen.
Aber dies sind Tatsachen und für manche nichtbetroffene Menschen sind es ernste nichtabgrenzbare Tatsachen und dieses Wissen tatsächlich schwierige lebensbedingungen um morgends tatsächlich aufzustehen und langfristig einen etwas kohärenteren Ort für sich zu finden
Wo und mit was in dieser Welt will ich langfristig aktiv sein? Wie kann ich mein Tun mit diesen Verbrechen die tagtäglich passieren vereinbaren? Will ich abstumpfen? Muss ich mich abgrenzen? Soll ich mich einkapseln, irgendwohin wo die Sonne scheint? Bringt es der Welt was, wenn ich glücklich bin, schaffe ich dann mehr gegen diese Verbrechen? Bringt glücklich sein meinen Wünschen was? meinem “Seelenheil”? Kann ich überhaupt dagegen ankommen und was sinnvolles dagegen tun?
In dem erwähnten Buch wird dann davon gesprochen, dass es mehr demut braucht, die Welt so anzunehmen wie sie ist, und Menschen trotz all ihrer Taten, als handelnde autonome Menschen zu begegnen, die ebenfalls auf der Suche sind und sie als das was sie sind, nämlich menschlich, zu lieben, als individuelle Menschen die immer wieder scheitern.
Mir fällt dieser Vorschlag als Antwort auf meine Fragen schwer,
ich würde behaupten dass ich versuche demütig zu sein und es weitgehendst auch iwie bin, auch wenn es oft nicht danach ausschaut. Ich würde sagen ich erwarte von der Welt nichts, ich bin auf einiges vorbereitet, und bin für alle Ressourcen die ich täglich erhalte dankbar.
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Aber ich habe viele Wünsche und ich kann es nicht ertragen, dass es so bleiben soll wie es ist! Ich möchte Veränderungen und dafür bin ich bereit vieles zu tun!
Aber ich weiß nicht genau was ich tun muss. Wo der große Hebel liegt. Die Herausforderungen der Welt sind riesig und komplex, ich finde nicht heraus wo und was ich tun muss um große Veränderung anzustoßen.
Und dahingehend bin ich wieder nicht demütig. Denn wer bin ich zu denken ich könnte was verändern. Aber ich glaube daran dass wir zusammen Dinge verändern können. Im kleinen sehe ich wie Dinge die ich mit anderen anstoße und konfrontiere, Säulen zum wackeln bringen (grade in verfestigten kollektiven Dynamiken)und dann viel Schmerz, Leid, Arbeit und viel viel Zeit am Ende neues und transformatives bringt.
Es scheint so als wäre es nicht möglich ohne inkohärente Situationen (also ohne große, echte Konflikte) etwas neues hervorzubringen. Daher frage ich mich ob regelmäßig Glücksgefühle haben, wirklich der Zustand sein soll, den ich anstreben will.
Es ist anstrengend regelmäßig altes zu hinterfragen und der Grund für Stress und Disharmonie zu sein und gleichzeitig wird erst dadurch möglich dass Situationen anders werden.
Das ist ein ganz schön deprimierender Weg für autonome Individuen, die mit viel Frust und Trauer umgehen müssen und gleichzeitig ist es auch ein riesen Gelingen, wenn gerade dieser Umgang immer leichter und einfacher wird, und gewohnter und akzeptierender passiert.
Ich bin jetzt Mitte zwanzig und ich kann viel leichter mit Iritationen umgehen als früher, ich habe Erklärungen für sie und Verständnis und Abgrenzung. Ich nehme sie bei weitem nicht mehr so wichtig.
Ich scheue mich schon fast gar nicht mehr davor. An Tagen an denen ich mich sehr selbstbewusst fühle habe ich das Gefühl, dass alles passieren kann und die Welt dreht sich weiter und ich werde einen Umgang dafür finden.
Doch es verlangt natürlich dennoch viel ab, grade wenn viel Frust immer wieder im Raum da ist wird der Verschleiß hoch und die Ruhebedürfnisse werden größer und größer.
Denn wenn Glücksgefühle nicht zur Tagesordnung gehören fehlt viel Serotonin im Hirn und es läuft weniger gut.
Und dann muss ich zusätzlich einen Umgang damit finden, dass die Welt so beschissen ist wie sie ist.
Dass sie ungerecht ist, und viel Schmerz verursacht, dass Natur, Mensch und Tiere von anderen umgebracht werden und Lebewesen gefoltert und verstümmelt werden, für eigene egoistische Zwecke.
und dass fällt mir auch weiterhin schwer und bringt an eigene Grenzen.
Denn ich will es nicht akzeptieren und gleichzeitig um handlungsfähig zu sein muss ich mich ein wenig davon abgrenzen ohne ganz abzustumpfen.
Ich ziehe das halbe Fazit dass es irgendwie schwierig bleibt. Um Handlungsfähig zu sein braucht es ab un an Zufriedenheit und Ruhe und damit irgendwie auch ein bisschen Glück. Es braucht irgendwie beides. Glücksempfinden sollte nicht mein komplettes Streben füllen, doch es sollte Raum dafür da sein. Geichzeitig sollte ich die Konfrontation nicht missen/ nicht ablegen oder vermeiden, gerade sie wird langfristigen Wandel fortführen und zeitverzögerte Erfolge bringen, auch wenn es nicht mehr zu unseren Lebzeiten ist oder lange dauern wird. Und gleichzeitig wird es ständiges aushandeln sein mit der hier auf der Welt existierenden Lebensrealität klar zu kommen mit all ihren Tiefs und hoffentlich Hochs.
Wir können die Samen beim Keimen unter der Erde nicht sehen. Doch wir sehen sie wenn sie plötzlich als Halm grün aus der Erde sprießen. Und manchmal sprießen unerwartet Samen, die lange Zeit vor unsere Zeit schon gekeimt haben.